Peter Silie und der Wunschbaum - Teil 2
- von Falk Maasdorf
„König oder Weintraube?“
Als die Familie am Abend zurück nach Hause kommt und Emily das Wohnzimmer betritt stellt sie fest, dass der Wächter wieder auf dem Tisch steht. Der stand doch heute Morgen noch auf der Fensterbank?!, Wer weiß, vielleicht hatte Sunny ihn vorhin noch mal in der Hand, bevor wir los gefahren sind, beruhigt sie sich schließlich selbst.
Emily hilft ihren Eltern beim vorbereiten des Abendessens, denkt aber immer wieder an die seltsamen Geschehnisse des Tages. Irgendetwas war seltsam, doch will sie es nicht laut aussprechen.
„Ist alles okay, Maus?“, fragt Marry besorgt. „Du bist so still!“
„Ja, alles gut. Ich bin nur ziemlich müde“, beruhigt sie ihre Mutter.
„Du kannst mit uns über alles sprechen, das weißt du?“, hakt nun auch Paul ein.
„Ich weiß. Macht euch keine Gedanken, es geht mir gut. Ich möchte nur nach dem Essen bitte direkt schlafen gehen“, beschwichtigt sie und isst stillschweigend weiter. Marry und Paul sehen sich besorgt an, akzeptieren aber, dass Emily augenscheinlich nicht darüber sprechen möchte, was sie bedrückt. Da sie ein sehr feinfühliges Mädchen ist, das am Ende doch mit ihnen über alles redet, vertrauen sie ihr blind. So dauert es nicht lange, bis Emily im Bett liegt und erschöpft ihre Augen schließt. Nachdem ihre Mutter das Zimmer verlässt und die Tür hinter sich schließt, kitzelt Emily etwas an der Nase. Mit geschlossenen Augen hebt sie müde ihre rechte Hand zum Kratzen. Als es kurz darauf an der gleichen Stelle erneut kitzelt, öffnet sie ihre Augen, um nachzusehen, wer oder was der Verursacher dafür ist. Gerade als sie schreien will, wird ihr der Mund von einer kuscheligen Samtpfote zugehalten. Auf ihrer Brust sitzt Peter Silie, ihr Kuscheltier Eisbär. Mit weit aufgerissenen Augen liegt Emily auf dem Rücken und vermag es kaum zu glauben, er ist es tatsächlich.
„Warum guckst du so erschrocken? Ich glaub es ja selber kaum!“, begrüßt er sie frech. „Ich lass deinen Mund los, aber nur wenn du mir versprichst, nicht zu schreien!“, befiehlt er der erschrockenen Emily, die es immer noch nicht fassen kann. Peter Silie ist genauso alt wie sie. Ihr Vater schenkte ihr den Eisbär zum ersten Geburtstag. Seitdem gab es nur wenige Ausflüge, an denen er nicht teilnahm.
„Warum kannst du plötzlich sprechen?“, fragt sie ihn flüsternd und immer noch ein wenig ängstlich. Schließlich kennt sie ihren weißen Kuschelfreund nur als etwas, was keinen eigenen Willen besitzt, geschweige denn sprechen kann.
„Du solltest vielleicht besser aufpassen, was du dir wünschst!“, flüstert er zwinkernd zurück, während er es sich auf Emilys Bauch bequem macht. Auf dem Rückend liegen schlägt er das Rechte über das aufgestellte linke Bein, hebt seine plüschigen Vorderpfoten in die Luft und erklärt weiter: „Ich war genauso verwundert wie du aber jetzt müssen wir beide damit klar kommen. Außerdem kann ich jetzt wenigstens was sagen, wenn ich das will.“
„Na toll! Das glaubt mir doch kein Mensch!“, flüstert Emily energisch, während sie ihren Kopf ins Kissen fallen lässt und ihre Hände auf ihre Stirn klatscht. Sie hält sich für einen kurzen Moment die Augen zu, um durch die Ritzen ihrer Finger zu lunschen, ob Peter wirklich auf ihrem Bauch liegt.
„Du brauchst es gar nicht zu versuchen, ich bin wirklich da!“, brummt er keck, während er nun seinen Bauch auf Emilys Bauch legt und näher an ihr Gesicht rückt. „Übrigens ist Peter Silie ein echt seltsamer Name, meine Liebe. Sehe ich aus wie Grünzeug? Ich stamme aus einer Adelsfamilie am Nordpol. Mein Vater war König der elften Generation. Also bin ich der Dreizehnte. Vielleicht kannst du das ja zukünftig beachten und mich dementsprechend umtaufen. Wie wäre es denn mit: „König Eisinus zu Nordenberg der Dreizehnte“?
„Woher sollte ich denn das wissen? Auf deinem roten Schal steht nicht geschrieben, woher du kommst und das du ein König bist!“, flappst Emily zurück.
„Vielleicht stimmt das ja auch gar nicht und ich bin in Wirklichkeit eine Weintraube?“, überlegt Peter, während er seinen Kopf auf seine angewinkelten Arme stützt. Übrigens hast du was in der Nase!“
Emily bedeckt schnell ihre Nasenlöcher vor Peter, der neugierig hinein sieht und sie genau unter die Lupe nimmt. „Guck doch da nicht so rein!“, meckert sie schließlich, nachdem sie Peter von sich runter hebt und neben sich setzt. „Bleibst du eigentlich lebendig oder wirst du irgendwann wieder still?“, scherzt Emily frech. Schließlich scheint Peter nicht wenige Flausen im Kopf zu haben. „Schläfst du nachts eigentlich? Abgesehen davon, dass ich wirklich müde bin und die Wahrscheinlichkeit sehr hoch ist, dass du morgen früh wieder leblos neben mir liegen wirst, würde ich es gut finden, wenn wir jetzt die Augen zumachen.“
„Das ist eine hervorragende Idee. Schlaf ruhig, ich werde derweile noch ein bisschen mit meinem neuen Freund reden.“
„Von wem sprichst du?“, fragt Emily verwundert.
„Na von dem Typ da drüben!“, antwortet Peter und deutet mit einem Nicken auf den Wächter, der auf dem Tisch steht und zu ihnen rüber sieht.
„Hi!“, mischt nun auch er sich in das Gespräch und hebt seine Hand aus Alufolie.
„Den hab ich gestern Abend gebastelt, weil mir langweilig war. Gurke und du habt fest geschlafen und ich war noch nicht müde. Da habe ich für Unterhaltung gesorgt und mir jemanden dazu geholt.“
Emily traut ihren Augen nicht und setzt sich erschrocken auf. „Das kann nicht sein! Kannst du alles zum Leben erwecken, Peter?“
„Nicht ich, sondern du! Auf deinen Wunschzettel, den du unter den Baum gelegt hast, hast du geschrieben, dass alle Zauberwesen lebendig werden sollen. Und da allem ein Zauber inne wohnt, ist das nicht eindeutig. Ich habe ihn gebastelt und er fing an zu quasseln wie ein Wasserfall.“
"Ey, das stimmt nicht, Eisbär! Du hast so an meinen Armen rum gebogen, dass mir das irgendwann weh tat. Außerdem fandest du es witzig, meine Ellbogen nach vorn zu machen. Jetzt kann ich meine Arme nur nach hinten anwinkeln. Guck mal wie bescheuert das aussieht!“, verteidigt sich der Wächter, während er mit nach hinten gewinkelten Armen winkt.
„Oh man!“, sagt Emily erschöpft und fassungslos zugleich. „Können wir jetzt bitte schlafen? Morgen ist alles wieder beim alten. Das weiß ich genau.“
„Sicher, rede dir das ruhig ein. Gute Nacht Jojo.“
„Woher kennst du meinen Spitznamen?“, fährt Emily ein weiteres Mal erschrocken hoch.
„Ich konnte vielleicht nie sprechen und mich bewegen, aber meine Ohren haben immer super funktioniert. Deine Freunde nennen dich doch so. Und du dich selbst auch. Also!“
„Morgen ist der Spuk vorbei und ihr seid wieder still!“, flüstert sie bestimmt, während sie sich schnell die Decke über den Kopf zieht. Ich muss nur ganz schnell einschlafen. Morgen ist alles beim alten und ich muss niemandem erklären, warum um mich herum plötzlich alles lebt, denkt sie überzeugt, während sie ihre Augen schließt und in einen tiefen Schlaf fällt.
Peter und der Wächter denken gar nicht daran, sich zur Ruhe zu legen. Gemeinsam wühlen sie in Emilys Stiftetasche, die auf dem Tisch liegt, um in ihren Malbüchern bereits begonnene Bilder fertig zu stellen.
„Aufbackbrötchen und ein Ei“
Als Emily am nächsten Morgen erwacht, reckt und streckt sie sich in alle Richtungen. Als ihr allerdings einfällt, was in ihrem Traum geschah, schreckt sie jedoch hoch und schaut sich um.
Der Eisbär liegt neben mir und rührt sich nicht. Auch der Wächter steht still auf dem Tisch. Immer noch am selben Platz, wo er gestern stand. Also habe ich es doch nur geträumt. Wow, das hat sich so echt angefühlt. Irgendwie schade, dass ich das nur geträumt habe. Andererseits hätte ich das wirklich niemandem glaubhaft erklären können., denkt sie, während sie langsam aus ihrem Bett aufsteht und ins Badezimmer läuft. Während Sie bei angelehnter Tür auf der Toilette sitzt und ihren Kopf in die Hände stützt, hört sie aus der Küche eine Stimme:
„Was möchtest du denn zum Frühstück?“
„Ich hab gar nicht bemerkt das ihr schon wach seid.“, antwortet sie überrascht, meint dann aber: „Ich hätte gern zwei Aufbackbrötchen.“ Kurz darauf verlässt sie das Bad und betritt Augen reibend die Küche.
„Möchtest du ein Frühstücksei?“, hört sie eine bekannte Stimme fragen.
Emily traut sich nicht, die Hände von den Augen zu nehmen. Hat sie doch eben bemerkt, dass die männliche Stimme nicht zu der von Paul passt. Oh nein, denkt sie und beantwortet die Frage schließlich mit einem knappen „Ja!“. Kurz darauf senkt sie langsam ihre Hände und erblickt Peter, der auf einem weißen Plastik-Stuhl am Herd steht und gerade die Knöpfe des Gerätes studiert.
„Ich hab ja schon ein paar Mal beobachtet wie ihr das macht aber da konnte ich mich noch nicht bewegen. Ehrlich gesagt weiß ich auch nicht warum ihr die Brötchen hier rein legt aber das wird schon alles seinen Sinn haben!“, spricht er mit sich selbst und studiert intensiv weiter.
„Das kann doch alles nicht wahr sein!“, stöhnt Emily, während sie sich mit dem Rücken an den Türrahmen gelehnt auf den Fußboden sinken lässt.
„Jetzt komm schon, Jojo. Du hast doch nicht wirklich geglaubt, dass alles nur ein Traum war?“
„Doch, ehrlich gesagt schon! Ich meine, zeig mir einen Mensch auf dieser Erde, der von seinem Kuscheltier Brötchen aufgebacken bekommt!“
„Stop!“, ermahnt Peter Emily mit erhobener Pfote. „Du wolltest es so. Also stell dich jetzt nicht so an und hilf mir lieber. Ich weiß nicht was die ganzen Knöpfe hier bedeuten. Nicht, dass die Brötchen danach schwarz sind, wie bei Paul neulich.“
Emily bemerkt recht schnell, dass ihr Eisbär tatsächlich zum Leben erwacht ist und von nun an ihr Leben auf den Kopf stellen wird. Wie genau das aussehen wird, kann sie sich beim besten Willen nicht vorstellen, doch kann sie nicht verschweigen, dass sie sich darauf freut. Dann fällt ihr jedoch der Wächter wieder ein, der letzte Nacht ebenfalls mit ihr gesprochen hat.
„Was ist mit deinem neuen Freund, Peter?“, fragt sie ihn vorsichtig, während er wild sämtliche Knöpfe des Herdes in alle Richtungen dreht und dabei nicht bemerkt, dass die Verpackung der Brötchen anschmort, die er kurz zuvor auf eine der Platten legte. Emily riecht die verschmorte Folie sofort und rennt panisch zu ihm, um die Verpackung von der Herdplatte zu reißen. Beim Wegziehen der Folie zieht diese lange Fäden, von der versenkten Plastik. „Du fackelst gleich die ganze Wohnung ab!“, fährt sie ihn an.
„Ich hab dir doch gesagt, dass du mir helfen sollst. Woher soll ich denn wissen was passiert, wenn man an den Knöpfen dreht? Ich hab immer nur gesehen, dass Töpfe dampfen und ihr darin rum rührt. Außerdem sah ich, dass im Backofen Licht angeht, wenn man hier rum drückt. Und da habt ihr die Brötchen immer rein gelegt.“, gibt Peter bestimmend zurück..
„Der Backofen macht nicht nur Licht sondern auch Wärme. Er bäckt die Brötchen auf. Und die Herdplatten werden ebenfalls sehr heiß. Mit den Knöpfen kann man die Temperatur regulieren. Rutsch mal bitte zur Seite, ich mach das!“, spricht Emily bestimmend zu Peter und schiebt ihn, samt seinem Stuhl, vorsichtig zur Seite. Er lässt sich mit dem Po auf die Sitzfläche plumpsen und beobachtet sie genau. Peter ist ein sehr wissbegieriger Eisbär, der nun endlich all die Dinge nachmachen kann, die er all die Jahre zuvor nur aus der Ferne beobachten konnte. Kurz darauf öffnet sich die Schlafzimmertür und Paul tritt verschlafen in den Korridor. „Guten Morgen, du bist ja schon fleißig!“, bemerkt er anerkennend, während er Emily dabei beobachtet, wie sie die Brötchen auf einem Gitter in den Ofen legt.
„Eigentlich war das seine Idee.“, gibt Emily zurück und deutet nickend auf Peter.
„Ah ja, der Eisbär wollte Frühstück machen?! Sachen gibt’s!“, antwortet Paul daraufhin schmunzelnd und geht ins Badezimmer. Natürlich glaubt er nicht wirklich daran.
Einige Augenblicke später kommt Marry aus dem Elternschlafzimmer. Auch sie ist über Emilys Tatendrang am frühen Morgen überrascht, schläft sie schließlich sonst länger als ihre Eltern.
„Guten Morgen meine Maus, was ist denn hier los? Hab ich einen bestimmten Feiertag verpasst?“, fragt sie ungläubig ihre Tochter, die nun einen Topf mit Wasser auf die Herdplatte stellt, um Eier zu kochen.
„Guten Morgen, Mama. Mir war einfach danach.“, antwortet Emily ruhig.
„Sag mal, ist dir was angebrannt? Hier riecht es irgendwie verschmort“, stellt Marry fest, als sie näher an den Herd tritt.
„Das war Peter. Er hat die Verpackung auf die Herdplatten gelegt und dann wild an den Knöpfen rum gedreht. Und dann ist die Folie geschmolzen.“, antwortet Emily ehrlich.
„Na bloß gut, dass es nur die Verpackung war und nicht die ganze Küche!“, gibt Marry darufhin zwinkernd zurück und küsst Emily auf den Hinterkopf. Sie dreht sich um und verlässt die Küche, um die Teller auf dem Esstisch im Wohnzimmer zu platzieren. Dort angekommen stellt sie jedoch fest: „Emily, du hast ja sogar schon den Tisch gedeckt?!“
Emily, die sich mit dem Rücken an die Arbeitsfläche lehnt und wartet, bis das Wasser für die Eier kocht, hält plötzlich die Luft an und fragt Peter mit weit aufgerissenen Augen flüsternd: „Ich hab den Tisch nicht gedeckt. Warst du das?“
„Nein, das war der Wächter. Ich bin doch die ganze Zeit hier bei dir gewesen.“, antwortet Peter ebenfalls flüsternd.
„Ich habe dich doch vorhin nach ihm gefragt, aber du hast nicht geantwortet.“
„Na da warst du ja eher damit beschäftigt, die Folie von der Herdplatte zu ziehen.“, gibt Peter flapsig zurück. „Er wollte mir helfen und ich habe ihm die Aufgabe erteilt, den Tisch zu decken.“
„Emily? Redest du nicht mehr mit mir?“, ruft Marry, aus dem Wohnzimmer. Emily räuspert sich und gibt dann zur Antwort: „Naja, ähm, das war ich nicht. Peter und der Wächter haben den Tisch gedeckt.“
„Das stimmt nicht! Der Alumann war das allein. Ich hab nur die Brötchen angekokelt!“, ruft Peter nun ebenfalls.
Marry erstarrt, als sie zurück in die Küche gelaufen kommt, um zu sehen zu wem die Stimme gehört, die ihr eben zugerufen hat.
„Was ist denn hier los? Ist das ein Scherz?“, fragt sie sichtlich erschrocken, als sie den Eisbär auf dem Stuhl in der Küche sieht, der nun aufsteht und sich vor Marry verneigt.
„Nein, er lebt, Mama. So hab ich gestern Nacht auch geguckt. Und der kleine Wächter ist von ihm. Peter hat ihn aus Langeweile gebaut. Auch er erfreut sich bester Gesundheit.“
Marry hält die Hand vor den Mund und sieht Peter mit aufgerissenen Augen an. „Warum sprichst du?“, fragt sie dumpf in ihre Handfläche.
„Das solltest du lieber deine Tochter fragen. Sie wollte es so. Da bin ich. Übrigens dürften all die anderen Kuscheltiere, die bei Emilys Papa sind, nun auch zum Leben erweckt sein und seine Wohnung auf den Kopf stellen. Vielleicht ruft ihr ihn lieber mal an und warnt ihn vor.“, mahnt Peter, während er langsam von dem Stuhl hinab klettert und selbstbewusst an Marry vorbei stolziert.
„Papa!“, ruft Emily aufgeschreckt und rennt ins Wohnzimmer, um ihr Handy zu holen. „Das wird er mir niemals glauben!“
„Wenn er es nicht schon längst selbst bemerkt hat“, fügt Marry lächelnd gespannt hinzu.
Als Paul, noch immer nichts ahnend das Badezimmer verlässt, traut er seinen Augen kaum: Aus der Küche spaziert tatsächlich Peter, der sich augenscheinlich auf dem Weg ins gegenüberliegende Zimmer befindet. Paul stockt der Atem. Er bleibt abrupt stehen und hält die Luft an. Peter, der im Augenwinkel eine Bewegung bemerkt, bleibt nun ebenfalls stehen und dreht seinen Kopf nach rechts. Er sieht Paul und begrüßt ihn ganz selbstverständlich: „Guten Morgen, alter Freund. Das Frühstück ist fertig.“, und setzt seinen Weg zum Esszimmer fort.
Sag mal, spinne ich jetzt völlig oder ist gerade eben der Eisbär von Emily an mir vorbei stolziert, um mir mitzuteilen, dass das Essen fertig ist?, denkt Paul zweifelnd und geht vorsichtig in die Küche.
„Schatz?“, flüstert er irritiert, während er schleichend die Küche betritt und hofft, nicht von dem Bären entdeckt zu werden.
„Du brauchst dich nicht zu verstecken, Paul. Für mich ist die Situation auch ungewohnt“, ertönt auf ein Mal die Stimme des flauschigen Eisbärs unter ihm. Peter, der selbstbewusst durch Pauls Beinen hindurch spaziert, um erneut auf den Stuhl am Herd zu klettern, fügt hinzu: „Ab heute wird sich einiges ändern. Punkt 1: Ich gehe nicht mehr in die Waschmaschine! Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie schlecht mir dabei jedes Mal wird!, Punkt 2: Ich hätte gern einen eigenen Stuhl am Tisch, Punkt 3: Ich trinke warmen Kakao! Alles klar?“
„Mach mal halblang, kleiner Bär!“, gibt Paul deutlich zurück. „Stühle gibt es nur für Leute, die größer sind als ein Bund Petersilie und Regeln stellst du hier schon mal gar keine auf!“
„Okay, okay. Ich wollte nur die Stimmung auflockern. Ihr guckt, als hätten bei euch plötzlich alle Kuscheltiere und Spielzeuge angefangen zu leben.“, scherzt Peter weiter munter drauf los.
Marry und Paul sehen sich unsicher an, müssen dann jedoch herzlich lachen. „Ich glaub das alles nicht!“, wirft Paul ein.
„Ich habe Papa erreicht und vorgewarnt. Er hat mir anfangs nicht geglaubt. Als ich ihm dann aber ein kurzes Video vom Wächter geschickt habe, was ich vorher mit ihm aufgenommen habe, hat er seine Meinung geändert. Ich glaube, er hat mein Zimmer vorsichtshalber abgeschlossen“, sagt Emily ebenfalls lachend, als sie die Küche betritt. „Ich denke, wir können nun frühstücken gehen.
„Na dann, herzlich Willkommen in der Welt der Lebenden“, spricht Paul herzlich zu Peter und klopft ihm dabei freundschaftlich auf den Rücken. Ungeachtet dessen, das Peter nur wenige Zentimeter groß ist und von dem Stoß nach vorn plumpst. Marry lacht und hilft Peter auf. Sie nimmt ihn auf den Arm und trägt ihn mit ins Esszimmer, in dem der Wächter schon seinen Platz in der Mitte des Tisches eingenommen hat und wartet. Emily folgt ihnen ebenfalls und nimmt ihren Platz ein.
„Wisst ihr, ich habe mir schon oft Sachen zum Geburtstag oder Weihnachten gewünscht. Hätte ich allerdings gewusst, dass es Wunschbäume gibt, die Kuscheltiere lebendig machen, hätte ich das schon viel eher gemacht“, sagt Emily zufrieden in die Runde, während sie für Peter ein Brötchen mit Marmelade bestreicht.
„Habt ihr eigentlich auch Fisch im Frost?“, ruft der flauschige Bär schließlich aufgeregt und rutscht auf dem Turm aus Kissen umher, welchen Marry ihm auf einem Stuhl gebaut hat, damit er wenigstens knapp über die Tischplatte sehen kann.
„Nein, haben wir nicht“, antwortet Marry. Aber du kannst nachher gern mit Emily in den Supermarkt gehen, um welchen zu kaufen.
„Auf die Abenteuer bin ich gespannt, Emily“, stellt Paul grinsend fest und lehnt sich in seinem Stuhl zurück. „Uns erwarten eine Menge schockierter Blicke und lustiger Momente."
Ende
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