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Wonach genau suchen wir?

Emily und das Baumhaus

Emily und das Baumhaus

  • von Falk Maasdorf

Seid gegrüßt, meine lieben Freunde der geschriebenen Worte. Bestimmt kennt ihr sie auch, diese kleinen Geräte, mit denen man telefonieren und im Internet surfen kann?! Heute möchte ich euch davon erzählen, was das Leben für euch bereit hält, wenn ihr diese Geräte zur Seite legt und stattdessen die Zeit mit euren Liebsten verbringt. Die Reise führt uns zu Emily und ihrer Familie. Ich wünsche euch viel Freude beim Lesen und/oder Zuhören.
 

 „Papa? Ich hab keinen Handy-Empfang. Kannst du dich bitte darum kümmern? Langsam nervt mich das!“, raunzt Lara gereizt ihren Vater an. Seit mehreren Stunden stampft sie mit ihrem in die Höhe gestrecktem Handy durch das Haus der Familie, auf der Suche nach besserem Empfang.

„Was soll ich denn da bitte machen? Ich habe die gleichen Probleme mit der Internetverbindung meines Laptops. Ich muss dringend E-Mails abrufen, für die Arbeit.  Im Radio wurde gesagt, dass es heute landesweit zu Funkstörungen gekommen ist“, entgegnet ihr Vater, ebenfalls hörbar genervt.

Die Mutter der Familie steht in der Küche des Familienhauses und bereitet das Abendessen vor. Sie kennt die Probleme mit dem Internet, zieht sich dann jedoch zurück, um sich vor der schlechten Stimmung im Haus zu schützen. Einzig die sieben jährige Emily hat Spaß. Sie spielt im Baumhaus, im Garten des Wohnhauses. Emilys Mama tritt an die weit geöffnete Terrassentür heran, lehnt sich lächeln an den Türrahmen und beobachtet ihre Tochter. Emily steht auf der Terrasse des großen Baumhauses und spricht vergnügt in das Innere der Holzhütte.

„Mit wem sprichst du denn da?“, möchte die Mutter wissen.

„Mit niemandem, Mama!“, gibt Emily erschrocken zurück und blickt ihre Mutter mit großen Augen an. Sie wirkt, als wäre sie bei etwas ertappt wurden. Im Rückwärtsgang läuft sie langsam auf die Eingangstür der Hütte zu, um schließlich schnell darin zu verschwinden und die Tür mit einem lauten Knall zu schließen. Kurz darauf hört man ein energisches Flüstern aus dem Baumhaus. Emilys Mutter schüttelt lachend den Kopf und kehrt zurück in die Küche.

„Papa? Jetzt mach was! Ich wollte meine Bilder in mein Profil hochladen, was aber wegen der schlechten Verbindung nicht geht. Du weißt genau wie wichtig mir diese Postings sind!“, ruft Lara nun energisch aus ihrem Zimmer. Die dreizehn Jährige sitzt mit verschränkten Armen auf ihrem Bett und ist wütend.

„Lara? Wie wäre es denn, wenn du dich stattdessen mal raus an die frische Luft bewegst und mit deiner Schwester im Baumhaus spielst?“, mischt sich nun die Mutter der Mädchen ein. „Leg das Handy doch einfach mal beiseite und genieße mit Emily das schöne Wetter!“

„Okay!“, gibt Lara mit verleierten Augen und knurriger Stimme zurück. Kurz darauf stampft sie die Treppe zur Küche hinab und betritt den Garten durch die Terrassentür.

Auch der Vater der Familie kommt nun in die Küche und hilft seiner Frau beim vorbereiten des Essens. Lara klettert die Holzleiter zum Baumhaus hinauf und klopft vorsichtig an die Tür.

„Darf ich rein kommen?“, fragt sie leise.

„Klar, komm rein.“, antwortet Emily. Sie freut sich sichtlich über die Anwesenheit  ihrer Schwester.

Seit Lara ein eigenes Handy besitzt, kommt die gemeinsame Zeit viel zu kurz. Es dauert keine zehn Minuten, bis man die beiden Mädchen aufgeregt kichern hört. Sie toben gemeinsam durch den Garten, spielen und klettern. Als die Mutter die Mädchen zum Abendessen ins Haus ruft, unterbrechen sie ihr Spiel und betreten Hand in Hand die Küche. Emily strahlt stolz über das ganze Gesicht, weil sie nach dem Essen wieder raus gehen wollen, um weiter zu spielen. Nachdem Lara allerdings den letzten Biss genommen hat, kann sie es kaum erwarten, den Tisch zu verlassen, um in ihr Zimmer zu laufen. Emily senkt traurig den Blick und verlässt das Haus, um erneut allein in ihr Baumhaus zu klettern. Doch dauert es nicht lange, als ihre große Schwester ihr folgt.

„Guck mal Emily, ich habe uns Kostüme raus gesucht. Die können wir für unser Spiel verwenden!“, ruft Lara laut von der Leiter des Baumhauses. Emily öffnet überrascht die Tür der Hütte.

„Ich dachte du bist wieder mit deinem Handy beschäftigt!?“, antwortet sie skeptisch.

„Ach weißt du, Emily, nach unserem Spiel vorhin habe ich gemerkt, dass ich viel zu viel Zeit mit dem blöden Handy verbringe. Hier draußen macht es viel mehr Spaß!“

Zustimmend nickend tritt Emily zur Seite, um Lara mit ihrer großen Tasche voller Kostüme Platz zu machen. Zu ihrer großen Überraschung kommt kurze Zeit später auch ihr Vater ins Baumhaus geklettert.

„Na ihr Zwei? Was treibt ihr? Habt ihr noch Platz für einen alten Indianer in euer Runde?“. Er zieht aus seiner Hosentasche einen kleinen Federschmuck und setzt ihn sich auf den Kopf. Die Mädchen lachen über den Anblick ihres Vaters und begrüßen ihn einladend. Die Mutter steht mit der Kamera auf der Wiese unterhalb der Hütte und macht Bilder von dem Schauspiel ihrer Familie. Erst als es dunkel wird und der Uhu aus dem nahe gelegenen Wald ruft, beendet der Indianer das Spiel, um seine Mädchen ins Bett zu bringen.

Nachdem ihre Mutter das Licht ausschaltet und alle im Bett sind, steigt Emily heimlich aus ihrem Bett und schleicht durchs Haus in den Garten.

Mit ihrer Taschenlampe leuchtet sie sich den Weg hinauf ins Baumhaus.. „Ihr könnt kommen!“, flüstert sie leise in den Himmel.

Kurz darauf landen drei große vogelähnliche Wesen vor ihr auf der Baumhaus-Terrasse.

„Na? Das hat doch super funktioniert!“, stellt eines der Wesen stolz fest.

„Ja, hat es. Dankeschön!“, antwortet Emily zufrieden. „Meine Schwester und mein Papa haben schon lange nicht mehr so viel Zeit mit mir verbracht!“

„Wenn du mal wieder Hilfe brauchst, ruf uns! Überall da wo wir sind, ist auch unser Handy-Blockier-Nebel“, schlägt ein anderes Wesen flügelreibend vor. „Wir freuen uns, wenn wir helfen und Menschen glücklich machen können. Ein fröhliches „juchhey“ aus Feohwynn. Bis bald, holde Maid“

Kurz darauf erheben sich die drei Wesen mit kräftigen Flügelschlägen und steigen in die Lüfte. Emily schaut ihnen noch einen Moment hinterher und schleicht dann zurück in ihr Zimmer, um ins Bett zu gehen. Zufrieden lächelnd legt sie sich hin und schließt ihre Augen. Wer braucht schon Handys und Internet, wenn man solche Freunde haben kann? denkt sie und schläft schließlich ein.


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